Ein Konzeptmodell für eine vertikale Kompostieranlage
Norden von München stehen die Highlight Towers, zwei gläserne Bürogebäude am Mittleren Ring und der Autobahn, die aktuell mit Leerstand zu kämpfen haben. Eine Autobahnausfahrt weiter nördlich befindet sich die Kompostieranlage Münchens, deren Betriebserlaubnis 2026 erlischt. Unser ambitioniertes Ziel ist es zu prüfen und zu beweisen, dass eine hochmoderne Biogas- und Kompostieranlage in einem Hochhaus realisierbar ist und die Vorteile des Gebäudes optimal genutzt werden können. Das Konzeptmodell visualisiert den Prozess der Anlage im Hochhaus.
Projekt mit: Elina Tensi und Sonya FritzÂ
Studio Maciver-Ek ChevrouletÂ
Vorangegangen an den Entwurf haben wir zu DIRT recherchiert.
Was ist DIRT? Weshalb ist etwas ‘dirty’? Was ist SOIL und warum wird Erde manchmal als Schmutz und manchmal als Quelle von Leben gesehen? Hier kommst du zu unserer Recherche.Â
Die Highlight Towers sind eine Besondere Leistung der Architektur und des Ingenieurswesen. Das Tragwerk kommt mit je zwei großen Fachwerktürmen aus, dadurch kann vollkommen auf aussteifende Wände verzichtet werden. Die Gebäudehülle besteht fast ausnahmslos aus  Glas.  Dirty?Â
Den Prozess unseres Entwurfes haben wir in einem Ordner festgehalten.Â
DIRT - Highlight Towers Folder
Der Bioabfall wird zunächst nach oben transportiert, und die Erde fällt dann ausschließlich durch die Schwerkraft nach unten. Die langen Geschossflächen ohne statische Wände eignen sich hervorragend, um lange Produktionsbahnen unterzubringen. Das vorhandene Belüftungssystem des Gebäudes kann verbessert und verstärkt werden, wovon auch die Büronutzung profitiert.
Der Weg der Erde im Gebäude gestaltet sich wie folgt: Zunächst wird sie im höheren der Türme angeliefert und mittels einer großen Archimedischen Schraube ins oberste freie Geschoss transportiert. Dort findet die Sortierung statt, wobei Metall, Plastik und andere Störstoffe herausgefiltert werden. Eine Brücke transportiert die Erde auch in den kleineren Turm. Von dort an fällt die Erde nur noch mit der Schwerkraft nach unten.
Sie landet in einem Fermenter, wo Bakterien ohne Sauerstoff Biogas produzieren, das zum Heizen und zur Stromproduktion verwendet wird. Dabei entstehen auch flüssiger Dünger und Hitze. Dieser Schritt dauert drei Wochen. Anschließend fällt die Erde in das Kompostiergeschoss, wo sie sauberer und trockener wird.
Ein Walzgerät rührt sie um und sorgt für ausreichende Belüftung. Dieser Prozess wird zweimal mit jeweils drei Wochen Dauer wiederholt. Schließlich wird die Erde im kleineren Turm zusammengeführt, nochmals gesiebt und ist dann bereit zur Abholung im Erdgeschoss.
Aufgrund des zusätzlichen Gewichts der Produktionsanlage schlagen wir statische Anpassungen und Verstärkungen vor, die im Detailschnitt dargestellt sind. Ein neues Belüftungssystem wird ebenfalls vorgeschlagen: Die südlichen Spitzen der Türme werden zu großen Solarkaminen umgebaut, durch die heiße Luft aufsteigt und kühlere Luft nachzieht. Diese kühle Luft kommt über die nördlichen Spitzen aus dem Keller der Highlight Towers, der als Regenrückhaltebecken dient und teilweise mit Wasser geflutet ist, das ganzjährig eine kühle Temperatur hat. Dieser verstärkte Belüftungseffekt kommt auch den Bürogeschossen zugute.
Das Fermentiergeschoss bietet durch seine Doppelgeschossigkeit auch bei einer künfitigen Nutzungsänderung ein verbessertes Raumgefühl. Das System der Stützenaussteifung kann auch in anderen Geschossen als Werkzeug für großzügige Räume angewandt werden.